Wenn ich dein Chef wäre – würde ich dich kontrollieren, bis du an dir zweifelst.

…und dich dabei glauben lassen, du wärst das Problem.

Ich würde dich nicht anschreien.
Keine Akten werfen.
Keine Mails in Großbuchstaben tippen.

Ich würde lächeln.
Immer freundlich.
Immer ruhig.
Immer höflich.
Nach außen.

Und du würdest denken:
„Das ist doch ein guter Chef.“

Und gleichzeitig spüren,
wie dein Körper jede Begegnung meidet:
der Kloß im Hals,
die Schultern hart wie Stein,
der Magen verkrampft,
wenn du seinen Namen siehst.

Ich würde dich fördern –
aber nicht, damit du wächst.
Sondern, damit es so aussieht.

Ich würde dir Coachings anbieten.
Feedbackgespräche.
Workshops zur Persönlichkeitsentwicklung.

Und ich würde sagen:
„Ich sehe Potenzial in dir.“
„Ich will dich aufbauen.“
„Ich investiere in dich.“

Doch in Wahrheit würde ich dich nur mustern.
Beobachten.
Bewerten.

Und du würdest beginnen,
alles zu hinterfragen:
„War mein letzter Satz klug genug?“
„Klang meine Mail zu unsicher?“
„Hat er das Stirnrunzeln bemerkt?“

Langsam würdest du das Gefühl verlieren, dich überhaupt noch echt zeigen zu dürfen.

Und dann würde ich dir Aufgaben geben,
bei denen man nur scheitern kann.
Zu viel.
Zu schnell.
Zu unklar.

Wenn du ins Straucheln kommst,
würde ich flüstern:
„Die anderen schaffen das auch.“
„Warum ist das bei dir immer so kompliziert?“
„Vielleicht liegt es einfach nicht in deiner Natur.“

Und irgendwann würdest du denken:
„Stimmt. Ich bin zu langsam. Zu unkonzentriert. Vielleicht wirklich nicht geeignet.“

Während dein Herz nachts hämmert
und du schlaflos Listen im Kopf schreibst,
um beim nächsten Mal nicht wieder zu versagen.

Ich würde dich vergleichen.
Nie zu deinem Vorteil.

„Schau mal, wie X das gelöst hat.“
„Y war doppelt so schnell.“
„Z braucht nie so viele Rückfragen.“

Und langsam, ganz leise,
würdest du anfangen, dich selbst zu zerlegen.
Deine Sätze kürzen.
Deine Stimme leiser machen.
Deine Fragen runterschlucken.

Bis du dich im Spiegel fragst:
„Wo bin ich eigentlich hin?“

Ich würde dich nicht offen kritisieren.
Nein – ich würde Zweifel säen.

In Meetings:
„Ist das bei ihm angekommen?“
„Wer hatte das vorbereitet?“
„Könnte da was übersehen worden sein?“

So subtil,
dass niemand es bemerkt.
Außer dir.

Und du würdest schweigen.
Weil man Zweifel nicht beweisen kann.
Weil sie unsichtbar sind.
Und doch – zerfressend.

Zweifel kann man nicht beweisen. Sie sind unsichtbar – und doch zerstörerisch.

Manchmal würde ich dich sogar loben –
wenn du dich anpasst.
Wenn du dienst.
Wenn du klein bleibst.

Doch sobald du Haltung zeigst,
würde ich kühl werden.
Distanzierter.
Und wenn du Kritik äußerst,
wäre ich nicht wütend.
Ich wäre enttäuscht.

„So hätte ich dich nicht eingeschätzt.“
„Ich dachte, du bist loyal.“
„Das überrascht mich jetzt negativ.“

Und du würdest dich schämen.
Nicht, weil du im Unrecht bist –
sondern weil dein Innerstes schreit:
„Ich darf nicht auffallen. Sonst verliere ich alles.“

Ich würde bei anderen Führungskräften raunen:
„Da stimmt was nicht – ich beobachte ihn.“
„Ich hoffe, ich irre mich.“
„Es fehlt ihm manchmal an Selbststeuerung.“

Und irgendwann würdest du dich fragen,
warum du übergangen wirst.
Warum Chancen an dir vorbeiziehen.
Warum du unsichtbar wirst.

Es läge nicht an dir.
Es läge an mir.

Doch du würdest denken:
„Vielleicht bin ich wirklich nicht so gut wie die anderen.“

Und diese Gedanken würdest du mit nach Hause nehmen –
zu deinem Partner,
zu deinen Kindern,
in dein Bett.
Bis auch dein Privatleben eng wird.

Dein Rückgrat wäre für mich ein Störfaktor.
Deine Klarheit eine Gefahr.
Deine Haltung eine Bedrohung.

Also würde ich dich schleifen.
Schritt für Schritt.
Bis von dir nur noch das übrig bleibt,
was nicht auffällt.

Und wenn du irgendwann gehst –
krank, entmutigt, leer –
würde ich sagen:
„Nicht belastbar.“
„Nicht teamfähig.“
„Nicht für unsere Kultur gemacht.“

Ich war nicht dein Mentor.
Ich war dein Zersetzer.
Dein innerer Kritiker in Menschengestalt.
Der Schatten,
der dein Licht verschluckt hat.

Und du hast es nicht verhindert –
weil ich so höflich war.
So bedacht.
So „unterstützend“.

Doch in Wahrheit
habe ich dich nie aufgebaut.
Ich habe dich benutzt,
um selbst größer zu wirken.
Indem ich dich klein hielt.

Jetzt ist der Moment,
dich zurückzuholen.

Nicht mit Wut.
Nicht mit Beweisen.

Sondern mit Wahrheit:

Du warst nie unfähig.
Nie zu schwach.
Nie falsch.

Du warst nur im falschen System.
Mit dem falschen Chef.
Zur falschen Zeit.

Und wenn du das liest,
weißt du:
Du bist nicht zerbrochen.
Du bist noch da.

Und genau das ist deine Kraft: Dass du trotz allem noch hier bist.

Liebe Goldseele,

wenn du dich in diesen Zeilen wiedererkannt hast: Atme tief.
Es liegt nicht an dir. Diese Mechanismen sind gemacht, um dich zweifeln zu lassen – nicht, weil du schwach bist, sondern weil jemand deine Stärke als Bedrohung empfunden hat.

💛 Du bist nicht das Problem.
Du warst in einem System, das dich klein halten wollte.
Und allein, dass du diesen Text liest, zeigt: Deine Goldseele sucht längst den Weg zurück ins Licht.

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